Gisela Broschek (Lebensdaten unbekannt, vermutlich Ende 19. / Beginn 20. Jahrhundert)
Gisela Broschek war Zitherspielerin, Komponistin und Inhaberin einer behördlich konzessionierten Zitherschule in der Wiedener Hauptstraße 101. 1907 wird ihre Schule in Johann Rohrer’s Zither Almanach erwähnt. In einer Widmung im Marsch „Froh durch’s Leben“ gibt sie Franz Pitra (Zitherschulinhaber) als ihren Lehrer an.
Im März 2019 wurde ihre Komposition „Japanischer Kriegsmarsch“ im Brahmssaal des Wiener Musikvereins auf einer Anton Kiendl Zither des Archivs der Gesellschaft der Musikfreunde von Cornelia Mayer aufgeführt. Dies geschah im Rahmen der Reihe „Nun klingen sie wieder“ von Dir. Prof. DDr. Biba, wo das 150jährige Jubiläum der kulturellen Beziehungen zu Japan im Mittelpunkt standen.
Fanny Munzar (Lebensdaten unbekannt, vermutlich erste Hälfte 20. Jahrhundert)
Fanny Munzar war Zitherspielerin, Komponistin, Verlegerin und Herausgeberin einer Vielzahl von Zitherkompositionen. Ihre behördlich konzessionierte Zitherschule befand sich in Wien XX, Rauscherstraße 11. Im Rahmen einer Konzertankündigung ihrer Schule am 8. April 1923 finden wir den Namen „Karas“ auf dem Plakat. Anton Karas hat zu dieser Zeit in der Nähe der Rauscherstraße gewohnt. Es ist anzunehmen, dass er am Institut von Fanny Munzar Zither-Unterricht erhalten hat.
Ihre Kompositionen sind melodiöse, bis heute beliebte Lehrstücke für die jeweiligen Könnensstufen im Zitherunterricht und werden oft bei Klassenabenden aufgeführt.
Komponisten und Zitherspieler
Anton Karas (1906 – 1985)
Anton Karas wird in Wien Brigittenau in die sehr ärmlichen Verhältnisse einer Handwerkerfamilie geboren. Er erlernt den Beruf des Schlossers, bevor er als 17jähriger beginnt, in Gastwirtschaften und bei Heurigen die Gäste mit Zithermusik zu unterhalten. Als 42jähriger, bis dahin namenlos arbeitender Heurigenmusiker, wird Karas eingeladen, die Filmmusik zur englisch-österreichischen Co-Produktion des späteren Kultfilms „Der dritte Mann“ zu komponieren. Es gelingt ihm mit dieser Arbeit eine Weltsensation, die über Nacht sein eigenes Leben vollkommen verändert, dem „kleinen“ Instrument zu Weltruf verhilft und der Musikstadt Wien ein weiteres unsterbliches Denkmal setzt.
Manfred Hochmeister und Cornelia Mayer haben sein Lebenswerk und seine Art zu Musizieren in Buchform und DVD gebracht, sodass der als unnachahmlich bezeichnete Stil von Anton Karas nun lehr-und lernbar wurde.
Titel: „Eine Zithermelodie erobert die Welt“, Eigenverlag 2014
Franz Kropf (1826 – 1879)
Franz Kropf tritt als Zitherspieler in der Gastwirtschaft seiner Eltern in der Wiener Innenstadt auf. Durch sein „gefühl – und seelenvolles“ Spiel wird er rasch beim eleganten Publikum Wiens bekannt und erhält Einladungen, für den hohen Adel zu musizieren. Die Zither wurde oft als Kuriosum in aristokratischen Haushalten gezeigt. Viele seiner romantisch klingenden Kompositionen sind nicht nur in oft aufwendigen Drucken erhalten, sondern werden bis heute gerne gespielt und gehört.
Hans Lanner (1873-1964)
Der als Holzmeister der Familie Waißnix in Reichenau an der Rax arbeitende und kompositorisch wie instrumententechnische Autodidakt Hans Lanner gilt als der höchst dekorierte Zitherspieler der österreichisch-ungarischen Monarchie. Er konzertiert 1901 im berühmten Hotel Thalhof erstmals für den damals 14jährigen Erzherzog Carl Franz Joseph und spielt bis zum Beginn des ersten Weltkrieges mit großer Regelmäßigkeit für den Erzherzog und seine hochrangigen Gäste. 1916 wird er auf einer Konzertreise nach Kolomea vom Kaiserpaar (Kaiser Karl und Kaiserin Zita) zum k.u.k. Kammerzitherspieler ernannt. Viele seiner Kompositionen sind dem hohen Paar und Mitgliedern der Familie des Kaiserhauses „ehrfurchtsvoll“ gewidmet.
Seine Musik und sein Tagebuch wurden von Cornelia Mayer in Buch- und CD-Form gebracht und so für die Zukunft erhalten.
Titel: „Heute habt ihr wieder sehr, sehr schön gespielt“, Musikverlag Alexander Mayer 2002
Jakob Schablass (1843-1909)
Jakob Schablass muss auf Anweisung seines Vaters den Beruf als Mechaniker für mathematische und astronomische Instrumente erlernen, bevor er seiner eigentlichen Neigung, Zither zu erlernen, nachgehen kann. Schablass wird Schüler von Carl Umlauf und Franz Kropf, nimmt Harmonielehre-Unterricht und schreibt seiner Zeit gemäß romantisch-gefühlvolle Kompositionen, die oft bei Anton Kiendl verlegt werden.
Carl Umlauf (1824-1902)
Carl Umlauf ist klassisch ausgebildeter Geiger und schreibt bereits kleine, sehr erfolgreiche Kompositionen, als er die Zither für sich entdeckt. Nach einigen Umstellungen in der Besaitung des Instrumentes, befindet Umlauf die heute unter dem Namen „Wiener Besaitung“ bekannte Besaitungsart als die bestmögliche, die Zither für seine eigenen Klangvorstellungen und Kompositionen zu bespannen. Er gibt 1854 seine Zitherschule mit der Grundlage dieser Besaitungsart heraus und gilt damit als Begründer der Wiener Zither in der bis heute gültigen Form. Umlauf gibt als erster Zitherspieler regelmäßige Konzerte im Saal der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, er konzertiert für Mitglieder des Kaiserhauses und den Hochadel in Wien. Seine Kompositionen finden in den „Salon-Alben“, von denen er in 37 Jahrgängen je 18 Hefte herausgibt, große Verbreitung.
Die von Umlauf veröffentlichte Besaitungsart und Spielweise der Zither wurde im März 2017 unter dem Titel „Wiener Stimmung und Spielweise der Zither“ vom Fachbeirat der österreichischen UNESCO-Kommission in die Liste des immateriellen Kulturerbes Österreich aufgenommen.